Der Tausendfüßler Raphael

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mit dem Tausendfüßer Raphael

Der Tausendfüßler Raphael

christliche Kindergeschichten

Inhalt

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Ist Elisa eine Diebin?



Sophias Ring

Elisa sitzt unter einem Laubbaum im Schatten und isst ihr Pausenbrot. Sie beobachtet, wie mehrere Mädchen aus ihrer Schule Sophia umkreisen.
„Oh Sophia, der ist ja schön“, hört Elisa aus der kurzen Entfernung ein Mädchen laut sagen.
„Den habe ich von Papa, er hat ihn mir aus London mitgebracht“, erzählt Sophia stolz den Mädchen.
Elisa ist neugierig. Was hat das Mädchen gemeint? Was ist schön? Sie legt das angebissene Pausenbrot zurück in ihre Brotdose und rennt zu den Mädchen.
Zwei Mädchen rücken ein bisschen auseinander, sodass auch Elisa Platz hat und den wunderschönen Ring sehen kann.
Auf einmal läutet die Schulglocke, für Elisa viel zu schnell, sodass sie Sophias Ring nicht genug betrachten kann, und die Mädchen springen zu ihren Klassenzimmern.

In der Mathestunde sitzt Elisa neben Sophia. Sie muss immer wieder auf Sophias Ring sehen, er ist so schön. Etwas Schöneres hatte sie bisher noch nie gesehen. Es ist ein goldener Ring mit einem roten Glitzerstein. Elisa wünscht sich, sie hätte auch so einen. Mit einem stillen Seufzer wendet sie sich ihren Matheaufgaben im Heft zu. Plötzlich hört sie Sophia leise sagen: „Ich kann diese Aufgabe nicht lösen.“
Elisa sieht in Sophias Heft, dort war so vieles durchgestrichen, dann sieht sie Sophia von der Seite an, sie ist ganz verzweifelt.
„Du musst…“, versucht Elisa Sophia die Rechenaufgabe zu erklären. Auf einmal klingelt die Schulglocke und die Lehrerin unterbricht den Unterricht.
„Die Aufgaben, die ihr nicht geschafft habt, sind Hausaufgabe“, sagt die Lehrerin ganz laut und schreibt die Hausaufgabe an die Tafel.
„Wenn du möchtest, kann ich dir die Rechenaufgabe zu Hause erklären“, schlägt Elisa Sophia vor.
Sophias Gesicht hellt sich auf. Der Vorschlag gefällt ihr ganz gut, sie ist einverstanden. Die beiden Mädchen lächeln sich an.


Die schöne Puppe Lena

Elisa steht vor Sophias Haus, sie hat ihr Matheheft und Mäppchen mitgebracht, und klingelt an der Eingangstür. Es vergeht ein Augenblick und Sophia erscheint am Gartenzaun.
„Elisa, hier bin ich. Komm in den Garten“, ruft sie ihr winkend zu. Sophia öffnet die hölzerne Zauntür und Elisa folgt ihrer Einladung.
Lächelnd nimmt Sophia Elisa bei der Hand und führt sie in den Garten. Auf der Wiese steht ein kleiner Tisch mit zwei kleinen Stühlen. Sie setzten sich und beginnen sofort mit der Hausaufgabe.
Etwa eine Stunde später kommt Sophias Mama in den Garten. Sie bringt den Mädchen eine Kanne Apfelsaft.
„Na ihr zwei, klappt’s?“, fragt sie neugierig.
„Oh ja, Mami“, antwortet Sophia ganz stolz. „Wir sind auch schon fast fertig.“
„Super! Zur Belohnung gibt’s Apfelsaft.“ Sie stellt auf den kleinen Tisch zwei Trinkbecher und schenkt ein. Dann streichelt sie Sophia über das blonde Haar und schenkt Elisa ihr schönstes Lächeln, und geht wieder zurück ins Haus.

Geschafft! Elisa und Sophia sind mit der Hausaufgabe fertig. Jetzt kann Sophia die Rechenaufgaben alleine lösen, dank Elisa. Sophia klappt das Matheheft zu und rennt ins Haus. Sie holt zwei Puppen und Stofftiere aus der Spielkiste und eilt wieder nach draußen zu Elisa.
„Spielst du mit mir?“ Sophia hofft, Elisa wird noch zum Spielen bleiben.
Elisa wirft einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und weiß, dass sie noch etwas bleiben darf.
„Das ist Lena, meine Lieblingspuppe. Du kannst gerne mit ihr spielen.“
So eine schöne Puppe hatte Elisa vorher noch nie gesehen. Beeindruckt nimmt sie sie entgegen und setzt sie auf ihren Schoß.
„Lena hat so schöne, lockige Haare“, sagt Elisa.
„Sie Mal, das blaue Haarband hier gehört ihr, du kannst ihr einen Zopf flechten, wenn du möchtest.“
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht flechtet Elisa der Puppe Lena einen Zopf. Sophia nimmt ihren Ring vom Finger und probiert ihn Lena an.
„Er passt!“, ruft sie begeistert. Der Ring sitzt auf Lenas Daumen. Auch Elisa freut sich darüber.
Elisa und Sophia setzten sich auf die grüne, weiche Wiese und flechten den beiden Puppen Haarkränze aus Gänseblümchen. Mit den Blumenkränzen auf dem Haar sehen die Puppen aus wie kleine Blumenmädchen. Aber die Schönste von den Beiden war immer noch die Puppe Lena. Sie trägt auch noch den goldenen Ring mit rotem Glitzerstein. Elisa ist ganz stolz auf die Puppe, mit der sie spielen darf.

Sophia klettert mit ihrer Puppe Lottie auf den Kirschbaum und setzt sich auf einen Ast.
„Ich bin die Königin und Lottie die Prinzessin“, ruft sie herunter. „Das ist mein Thron.“ Damit meint sie den Ast, worauf sie gerade sitzt. Der Stock in ihrer Hand ist das Zepter.
„Und du, was willst du sein?“
Elisa muss nicht lange überlegen.
„Eine Hofdame.“

Irgendwann piept Elisas Armbanduhr. Bevor Elisa zu Sophia losging, hatte sie den Wecker eingestellt, damit sie nicht zu spät nach Hause kommt. Jetzt piept er und Elisa schaltet ihn aus.
„Sophia, ich muss jetzt nach Hause gehen. Meine Oma wartet auf mich.“ Elisas Mama ist auf der Arbeit und der Papa ebenso.
Sophia, die Königin, klettert vom Kirschbaum herunter.
„Oh schade!“, sagt Sophia traurig. „Kannst du nicht länger bleiben? Wenigstens ein bisschen.“
Elisa schüttelt den Kopf. Sie wäre gerne geblieben, aber sie hat ihrer Oma versprochen zum Abendessen nach Hause zu kommen. Elisa gibt die schöne Lena Sophia zurück, doch als Sophia Lena an sich drückt löst sich der Ring von Lenas Finger und fällt auf das Gras.
Sophia führt Elisa aus dem Garten. Beide winken sich gegenseitig zum Abschied zu.


Elisa und ihre Oma

In Omas Küche deckt Elisa den Tisch, gleichzeitig erzählt sie ihrer Oma von Sophia, wie nett sie zu ihr war und dass sie ihr erlaubt hatte, mit ihrer Lieblingspuppe Lena zu spielen. Oma Herta hört ihr aufmerksam zu. Es freut sie, dass es Elisa bei so Sophia so gut gefallen hat. Sie stellt einen Teller mit Pfannkuchen auf den Tisch. Heute zum Abendessen gibt es Pfannkuchen mit Milchmädchen und Tee. Elisa liebt Pfannkuchen mit Milchmädchen und das weiß Oma Herta. Schließlich setzen sie sich an den Tisch, danken Gott für die Mahlzeit, und Elisa beginnt zu essen. Während sie isst, liest Oma Herta eine Geschichte aus der Kinderbibel vor. Denn bald wird Elisas Mama von der Arbeit kommen und Elisa abholen, danach wird keine Zeit mehr dafür sein. Elisa trinkt aus ihrer Lieblingstasse, worauf die Eiskönigin abgebildet ist, und lauscht mit Vergnügen Oma Hertas Worten.


Elisa, die Diebin

Als Elisa am nächsten Morgen den Schulhof betritt, schauen viele Schüler zu ihr herüber. Elisa bekommt das Gefühl, dass diese Schüler sie seltsam ansehen. Sie fragt sich, wieso sie das tun.
„Sophia, da ist die Diebin!“, ruft plötzlich eine Freundin von Sophia und zeigt auch noch mit dem Finger auf Elisa.
Elisa hört das und zuckt sofort zusammen. Diebin, ich?, fragt sie sich im nächsten Augenblick.
Plötzlich kommen mehrere Mädchen aus der Schule auf sie zugerannt, auch Jungs, und bilden einen Kreis um sie herum. Unter ihnen ist auch Sophia. Sie stellt sich vor Elisa und wirft ihr vor: „Du hast meinen Ring gestohlen, gib ihn mir zurück!“
Elisa ist geschockt.
„Ich habe deinen Ring nicht gestohlen.“ Elisa hat Angst. Was ist, wenn Sophia ihr nicht glaubt? „Deine Puppe Lena hat ihn.“
Nun mischt sich Sophias Freundin, Kimi, ein: „Lena hat den Ring nicht.“
„Sag, wo du ihn versteckt hast!“, sagt Sophia mit drohender Stimme.
„Ich habe ihn nicht“, gelingt Elisa noch zu sagen, ehe Kimi und Jonas von Hinten auf sie stürzten und Elisa zu Boden werfen. Elisa schlägt sich das Knie auf, es blutet. Kimi und Jonas kippen den Inhalt des Schulranzens auf den Boden und mit Sophia durchsuchen sie die Sachen. Dazu öffnen sie jedes Buch und Heft, in der Hoffnung, darin den Ring zu finden. Die anderen Schüler, die im Kreis stehen, verfolgen neugierig das Geschehen. Keiner achtet auf das Mädchen, das gebeugt über ihr verletztes Knie sitzt.

Eine Lehrerin hat ganz zufällig aus dem Fenster das merkwürdige Treiben der Kinder auf dem Schulhof gesehen und eilt zu ihnen. Als sie mit schnellen Schritten über den Schulhof geht, läutet die Schulglocke. Die Lehrerin durchbricht den Kreis.
„Was macht ihr da? Räumt sofort die Sachen wieder ein! Und dann geht ins Klassenzimmer“, schimpft sie Sophia, Kimi und Jonas.
Daraufhin dreht sich die Lehrerin zu den anderen Schülern und fordert sie auf, das Gleiche zu tun. Schließlich hat die Schulglocke schon zum Unterricht geläutet.
Als Sophia an Elisa vorbeigeht, sieht Sophia Elisa ganz böse an.
Dann hilft die Lehrerin Elisa aufzustehen, nimmt ihren Schulranzen und begleitet sie in das Krankenzimmer. Dort bekommt Elisa von der Lehrerin ein hübsches Pflaster auf die Wunde geklebt, auf dem Pflaster sind blaue Delfine und rote Herzen aufgedruckt.
Es dauert nicht mehr lange und Oma Herta kommt, um Elisa abzuholen.


Elisas Schmerz

In Oma Hertas Wohnzimmer sitzen Elisa und ihre Oma auf der Couch. Oma Herta hält Elisas Hand, während diese ihr erzählt, was auf dem Schulhof passiert ist.
„Elisa, hast du den Ring wirklich nicht gestohlen?“, fragt Oma Herta, nachdem Elisa geendet hatte.
Elisa schüttelt den Kopf und sieht der Oma ganz fest in die Augen, sodass bei ihr auch der letzte Zweifel beseitigt ist. Oma Herta ist erleichtert und umarmt ihre Enkelin.
„Ach Oma, ich möchte nicht mehr in die Schule gehen.“ Elisa beginnt zu weinen.
Oma Herta hält sie in den Armen. Es ist still um sie herum. Es vergeht eine Weile, bis Elisa sich aus der Umarmung löst.
„Elisa, weißt du, dass Gott dich ganz arg lieb hat?“, fragt Oma Herta und reicht ihr eine Taschentücher-Box, die auf dem Fernsehtisch steht.
„Ja Oma, das hast du mir ja erzählt.“
„Und weißt du auch, dass Jesus noch vor seinem Kreuzestod ganz genau wusste, das er für uns Sünder leiden und sterben muss, damit unsere Schuld vergeben kann und wir das ewige Leben bekommen?“
Elisa schüttelt den Kopf.
Oma Herta setzt ihre Lesebrille auf, nimmt ihre Bibel, sie lag auf dem Fernsehtisch, und schlägt die Seite auf, in der die Geschichte steht:

Im Garten Gethsemane

Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten am Ölberg, der Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich! Ich will ein Stück weiter gehen und beten.«
Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus – Jakobus und Johannes – nahm er mit. Angst und tiefe Traurigkeit überfielen Jesus, und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe. Bleibt hier und wacht mit mir!«
Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann lass den Kelch an mir vorübergehen und erspare mir dieses Leiden! Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«
Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus und rief: »Konntet ihr denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?
Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.«
Noch einmal ging er ein Stück weg, um zu beten: »Mein Vater, wenn mir dieser bittere Kelch nicht erspart bleiben kann, bin ich bereit, deinen Willen zu erfüllen!«
Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder; die Augen waren ihnen zugefallen.
Er ließ sie schlafen, kehrte wieder um und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.
Dann kam er zu seinen Jüngern zurück und sagte: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Jetzt ist es so weit, die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert.
Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«
(Matthäus 26,36-46 aus der Bibelübersetzung HOFFNUNG FÜR ALLE)


Oma Herta sieht ihre Enkelin über den Brillenrand.
„Du siehst, Elisa, obwohl Jesus noch vor seinem Tod wusste, dass er für unsere Errettung qualvoll leiden und sterben muss, ist er trotzdem aufs Kreuz gegangen. Jesus versteht deinen Schmerz, weil keiner so verleumdet und verachtet wurde wie er. Keiner weiß es besser, was es heißt, verraten zu werden. Er hat so viel Gutes getan, aber ihm wurde das Gute mit Bosheit vergolten, schließlich schlug man ihn ans Kreuz. Am Kreuz bat er seinen Vater: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!« (Lukas 23,34 aus der Bibelübersetzung HOFFNUNG FÜR ALLE)
Wir haben den Sieg, wenn wir Gott vertrauen und ihm unser Handeln überlassen. Wenn du es nicht kannst, dann bitte Jesus seine Worte zu befolgen: „Liebt eure Feinde und bittet die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44 aus der Bibelübersetzung HOFFNUNG FÜR ALLE)
Überlass es Gott, auf das zu antworten, was Sophia, Kimi und Jonas dir angetan haben. Und du wirst frei von bösen Gedanken. Dann ist dein Herz frei zum Danken für all das Gute, das Gott schon getan hat und noch tun wird.
Elisa schmiegt sich in Oma Hertas Arme und verharrt so für eine Weile. Oma Herta streicht ihr tröstend über den Rücken. Obwohl Elisa ihr nichts von ihrer Angst erzählt hat, glaubt sie zu wissen, dass Elisa Angst vor Sophia, Kimi und Jonas hat. Als sich Elisa von ihrer Oma löst, nimmt Oma Herta Elisas Hände in die ihre und betet zu Gott, er möge Elisas Angst nehmen und ihr helfen, den drei Kindern zu verzeihen.


Eine misslungene Überraschung

Nach dem Schulschluss gehen Kimi, Jonas und Sophia gemeinsam nach Hause. Sophias Zuhause liegt als erstes auf ihrem Heimweg.
„Kommt, wir erschrecken meine Mami. Sie ist bestimmt im Garten und deckt den Tisch“, schlägt Sophia vor. Es ist ein sonniges, warmes Wetter und bei so einem schönen Wetter isst Sophias Familie immer draußen im Garten.
„Oh ja, lass uns das tun“, sagt Jonas ganz begeistert.
Die Drei stellen ihre Schulranzen vor die Eingangstür ab, öffnen ganz leise die Gartenzauntür und schleichen in den Garten. Sie verstecken sich hinter einem großen Busch, kriechen auf allen Vieren zum Zweiten und zum Dritten. Aber Sophias Mama merkt überhaupt nichts, so sehr ist sie in ihr Buch vertieft. Sie hat den Tisch schon fertig gedeckt und wartet auf Sophia. Die Mädchen finden das lustig und kichern ganz leise. Sie möchten jetzt aufspringen und Sophias Mama erschrecken, doch Jonas ist verschwunden. Eben war er noch hier. Sie schauen um sich, aber er ist nirgendwo zu sehen. Was sollen sie jetzt tun? Plötzlich tippt Sophia Kimi auf die Schulter und zeigt mit der anderen Hand nach oben, hinauf zum Apfelbaum.
Jonas klettert auf den Apfelbaum. Er ist ganz flink wie ein Äffchen. Von dort oben aus will er Sophias Mama erschrecken.
Gespannt sehen die Mädchen, wie Jonas den Baum hoch klettert.
„Meinst du, er schafft es bis nach ganz oben?“, fragt flüsternd Kimi Sophia.
Sophia weiß es nicht und zuckt mit den Schultern.
Jonas wird ganz stolz und klettert immer höher. Bald erreicht er ein einsames Nest.
„Uhi“, staunt Jonas.
Im Vogelnest liegt ein Ei. Damit das Ei es auch ganz weich hat, liegt es in Federn eingebettet. Jonas hat eine Idee. Als Beweis dafür, dass er bis nach ganz oben geschafft hat, will er eine Feder mitnehmen. Jonas ist stolz auf sich und seinen Einfall. Er greift mit der Hand in das Nest und sieht nicht, wie die Vogelmutter sich auf ihn stürzt. Die Vogelmutter hält Jonas für einen Vogeleierdieb und pickt mit ihrem Schnabel ihm fest auf den Kopf. Das tut Jonas so weh. Er will sich mit den Händen vor dem Angriff des Vogels schützen und lässt dabei den Ast los, an dem er sich festgehalten hat. Er stürzt vom Baum.
Sophias Mama erschrickt, als sie hört, wie ein Kind schreiend von ihrem Baum fällt. Sie springt vom Stuhl, lässt dabei ihr Buch fallen, und rennt zu dem Kind, das jetzt auf der Wiese liegt. Als sie sich darüber beugt, erkennt sie das Kind. Es ist Jonas, Sophias Klassenkamerad.
„Jonas, tut dir was weh?“, fragt Sophias Mama ganz besorgt.
Kimi und Sophia kommen aus ihrem Versteck heraus und rennen zu Jonas.
Jonas weint. Er hat Schmerzen.
„Ich wollte nur eine Feder aus dem Nest nehmen“, erzählt Jonas.
Er öffnet seine Faust, aber in seiner Hand liegt nicht nur eine Feder, sondern auch Sophias vermisster Ring.
„Und dann griff mich der Vogel an und ...“
„War der Ring auch im Nest?“, unterbricht ihn Sophia ganz aufgeregt.
„Ja. Buhhh“, weint Jonas. Er hat starke Schmerzen.
Sophias Mama nimmt das Handy vom Tisch und ruft den Krankenwagen, daraufhin ruft sie Jonas Mutter an und erzählt ihr von dem Unfall.
Wegen dem Ring hat Sophia ein ganz komisches Gefühl im Magen bekommen. Kimi geht es nicht anders. Beide Mädchen sehen sich bedrückt an.


Sophia, Kimi und Jonas haben Schuldgefühle

Im Krankenhaus wird Jonas ganz gründlich untersucht, aber der Arzt kann nichts Ernsthaftes feststellen. Es ist ein Wunder, behauptet selbst der Arzt. Und auch Jonas weint nicht mehr.
Die beiden Mamis sind sehr erleichtert. Sophia und Kimi freuen sich darüber. Doch eines beschäftigt die drei Kinder sehr. Es war nicht richtig, wie sie Elisa behandelt haben. Sie möchten es wieder gutmachen. Nur wie? Als die Kinder wieder Zuhause sind, telefonieren sie lange miteinander und denken sich gemeinsam was aus.
„Das muss klappen“, sagt Jonas am Telefon.
„Ja, da bin ich mir auch ganz sicher. Wir treffen uns morgen früh bei mir“, schlägt Sophia vor.
Kimi hört am Jonas Telefonhörer mit, auch sie ist damit einverstanden.

Am nächsten Morgen klingeln Jonas und Kimi an Sophias Haustür, es ist Samstag. Sophia macht ihnen die Tür auf. Ihre Freude darüber, dass die Beiden so pünktlich sind, ist nicht zu übersehen. Sie führt Jonas und Kimi in ihr Zimmer und sagt motiviert: „Lasst uns loslegen!“
Ganz vertieft in ihre Arbeit, merken die Drei nicht, wie schnell die Zeit verfliegt. Irgendwann kommt Sophias Mama und schaut neugierig in das Kinderzimmer hinein. Aber sie kann nicht viel erkennen, außer, dass die Kinder auf dem Boden über etwas gebeugt sitzen und mit Buntpapier, Scheren und Kleber arbeiten.
„Braucht ihr Hilfe?“
„Nein Mami, das schaffen wir allein. Wir sind auch schon bald damit fertig und kommen zu dir in die Küche“, sagt Sophia, ohne sich zu ihr herumzudrehen. Dort wird Sophias Mama ihnen helfen müssen, allein werden sie es nicht schaffen. Jedenfalls nicht so, wie es sein soll.
Es vergehen noch weitere Stunden bis sie mit allem fertig geworden sind, was sie sich vorgenommen haben, und haben danach auch noch aufgeräumt, im Kinderzimmer und in der Küche.
Dann packt Mama das besondere Etwas in ein stabiles Karton und schließt den Deckel. Sophia, Kimi und Jonas nehmen die Geschenke und gehen ganz vorsichtig zu Elisas Oma. Sie wissen, dass Elisa dort die meiste Zeit verbringt, weil ihre Eltern viel arbeiten müssen.

Kimi klingelt an Oma Hertas Haustür. Die Kinder stehen ganz unsicher da und warten, bis ihnen geöffnet wird.
„Meinst du, sie wird uns verzeihen?“, fragt Kimi, sie hat große Zweifel.
Sophia geht es nicht anders. Und ehe sie antworten kann, geht auch schon die Tür auf.
„Hallo“, grüßt Oma Herta mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht.
Die Kinder grüßen zurück. Sie sind sehr aufgeregt.
„Ist Elisa bei Ihnen?“, fragt Jonas.
„Ja, das ist sie. Kommt herein.“
Oma Herta führt die Kinder durch das Haus in den Garten.
„Elisa hat heute Morgen von der Nachbarin ein Meerschweinchen geschenkt bekommen“, erzählt sie den Kindern im Gehen.
Auf einer überdachten Terrasse sitzt Elisa in einem Gartenstuhl und hält ihr Meerschweinchen in den Händen. Sie ist so glücklich, dass sie das Meerschweinchen geschenkt bekommen hat. Mit Käfig.
„Elisa, du hast Besuch“, sagt die Oma, als sie aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse kommt. Hinter ihr kommen Sophia, Kimi und Jonas hervor. Elisa bekommt ein mulmiges Gefühl, als sie sie sieht, trotzdem lächelt sie.
„Hallo“, grüßt sie freundlich ihre Klassenkameraden.
„Hallo, Elisa.“ Die Kinder kommen auf sie zu.
Sophia trägt ein Karton in den Händen, es ähnelt einem Paket.
Elisa streichelt ihr Meerschweinchen und fragt sich, was in dem Karton ist. Neugierig sieht sie Sophia an.
„Wir möchten uns bei dir entschuldigen“, fängt Sophia an. „Ich habe dich beschuldigt, meinen Ring gestohlen zu haben. Aber gestern haben wir erfahren, dass nicht du der Dieb bist, sondern ein Vogel in unserem Garten.“
„Und Kimi und ich haben dich geschubst“, fügt Jonas noch hinzu. „Das war sehr gemein.“
„Bitte Elisa, es tut uns Leid“, kommt auch Kimi zu Wort.
Dann öffnet Sophia den Karton.
„Verzeihst du uns jetzt?“
Elisa steht auf, mit dem Meerschweinchen in den Händen, und sieht hinein. Ein Schokoladenkuchen mit ganz vielen Smarties. Mhhhh lecker! Und eine hübsche, selbstgebastelte Karte. Aus Elisas Gesicht strahlt Freude.
„Ich habe euch schon verziehen.“
„Das ging aber schnell“, sagt Jonas erleichtert.
Allen drei fällt ein Stein vom Herzen.
Das Meerschweinchen quiekt, als ob es ein Stück vom Kuchen probieren möchte. Elisa setzt es in den Käfig, der auf einer alten Kommode auf der Terrasse steht.


Gemeinsames Kuchenessen

Oma Herta deckt auf der Terrasse den Tisch, während die Kinder das Meerschweinchen füttern. Dann ruft sie alle zu Tisch. Für die Kinder hat sie Kakao gemacht und für sich selbst einen Früchtetee. Den Schokoladenkuchen hat sie in Stücke geschnitten und jedem ein Stück auf den Teller gelegt.
Während sie essen, erzählt Jonas, wie sie gestern Sophias Mama überraschen wollten und er vom Baum gefallen ist. Er zeigt seine Kratzspuren an den Armen, die er beim Fallen zugezogen hatte. Aber der Unfall hat auch sein Gutes, so sind sie auf den wahren Dieb gekommen. Ein Vogel. Elisa und Oma Herta mussten darüber lächeln.
Dann, nachdem Oma Herta ihren Kuchen aufgegessen hat, greift sie zu der Kinderbibel, die auf dem Tisch neben ihr liegt und liest die Geschichte vor, bei der Elisa und sie stehen geblieben sind. Jesus liebt die Kinder. Sophia, Kimi und Jonas kennen das Buch nicht, deshalb hören sie während dem Essen aufmerksam zu.

Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
(Epheser 4,32 aus der Bibelübersetzung HOFFNUNG FÜR ALLE)


Autor: Natalie Bechthold




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